Vom 17. 09. bis 27. 11. 2011 wird im Felix-Nussbaum-Haus / Kulturgeschichtliches Museum in Osnabrück eine Ausstellung des tschechischen Künstlers Daniel Pešta präsentiert. Seine Werke werden sowohl im historischen Teil des Museums als auch in den neuen Räumen gezeigt, die von dem amerikanischen Architekten Daniel Libeskind entworfen wurden.
Die Ausstellung „Levitation“ von Daniel Pešta umfasst ein breites Spektrum an Ausdrucksmitteln des Künstlers – angefangen bei Malerei über Raum- und Hängeinstallationen bis hin zu Videoart und Konzeptkunst. Pešta hat für seine Ausstellung im Felix-Nussbaum-Haus ein künstlerisches Projekt vorbereitet, in dem er sowohl mit dem jüdischen Maler Felix Nussbaum, dessen Andenken das Museum gewidmet ist, als auch mit dem Architekten Daniel Libeskind in Dialog tritt. Es entsteht eine Art „Trialog“, in dem alle drei Künstler ähnliche Themen bearbeiten, jedoch jeder in seiner eigenen Sprache.
Felix Nussbaum und Daniel Pešta stellen sich ähnliche Fragen zu Gewissen, Unrecht, Verbrechen oder Machtmissbrauch des Kollektivs. Sie verweisen auf nationalistische Stimmungen in der Gesellschaft, auf die ständig drohende Gefahr totalitärer Tendenzen in einigen vorhandenen Ideologien; Pešta beschäftigt sich zudem damit, wie und ob aktuelle wissenschaftliche Entdeckungen – zum Beispiel in Form von Genmanipulationen – missbraucht werden können. Ein weiteres Thema im Schaffen des Künstlers ist die Position des Individuums in der neuen multikulturellen Informationsordnung (Chaos) und seine Eingliederung in die globale Computergesellschaft (Vereinsamung) bzw. die Herrschaft der Technologien über das menschliche Wesen oder der Verlust der Kontrolle darüber. Daraus folgen einige Änderungen bei der Suche nach dem Sinn des Lebens, zum Beispiel der grundlegende Wandel der traditionellen westlichen Religionsgemeinschaft zur ersten atheistischen Gesellschaft. Das alles sind große Themen der Zukunft, bei deren Erfassung wir noch ganz am Anfang stehen.
Pešta tritt jedoch mit Nussbaum auch auf satirischer Ebene in Dialog, die bei beiden Künstlern die Polarisierung ihres Schaffens ausgleicht. Ein Beispiel sind zwei historisierende Animationen von Fotografien aus dem zivilen Vorkriegsleben von Felix Nussbaum. Am aussagekräftigsten ist jedoch Daniel Peštas Huldigung von Felix Nussbaum in drei großflächigen Bildern (Engel für Felix Nussbaum, Pietà und Fleisch) und in einer Rauminstallation aus Gesichtsabdrücken (Masken) mit dem Titel Levitation.
Das gesamte künstlerische Konzept wurde vorher strengstens für die jeweiligen Räume entworfen – ein typisches Merkmal des Künstlers –, so dass es auf möglichst natürliche Art und Weise mit dem genius loci verschmilzt, in diesem Fall also mit der Architektur von Daniel Libeskind. Für das Vertikale Museum, das zum Eingangsbereich des Museums gehört, schuf Pešta ein eigenständiges Konzept.
An der Vorderfront des historischen Gebäudes wird eine Neonarbeit des Künstlers angebracht, die von Fassadenelementen ausgeht und die ein Verbindungselement zwischen dem alten und dem neuen Teil des Felix-Nussbaum-Hauses bilden soll.