Katharina Gun Oehlert zeigt Gemälde und Objekte. Die vorgestellten Themen sind erzählerisch: „Hasengott liebt Stiergöttin“ oder „Ikarus“. Sie begibt sich allerdings nie in die Gefahr einer oberflächlichen oder illustrativen Darstellung. Ihre Traumgestalten, Cherubine und Wassergeister scheinen fern unserer Alltagswelt zu stehen, aber sie spielen in unseren Gefühls- und Vorstellungswelten eine beachtenswerte Rolle. Sie werden zudem im Bild soweit abstrahiert, dass sie nur noch symbolhaft Gestalt bekommen und immer etwas von der Vieldeutigkeit behalten, die solchen Themen innewohnt, da die Interpretationen durch individuelle Erinnerungs- oder Gefühlswelten persönlich gefärbt sind.
Durch die behutsame Abstraktion werden die Grenzen von Wirklichkeit und innerer Schauung aufgelöst. „Objektive“ Realität und subjektive Wahrnehmung sind Zustände des menschlichen Lebens, die einander durchdringen. Hier sind sie zentrales Bildelement.
Die netzwerkartige Struktur verbindet Elemente, bringt aber gleichzeitig die eigenen Qualitäten ein.
Objekte wie: „Gefrorene Kindheit“, „Ikarus“, „Komm – wenn du liebst“. Drähte halten Drähte oder Drähte halten Federn. Da sind die Drähte auch „Kettfaden“ und bilden den Zusammenhang. Die bleibende Spannung der Metalldrähte krümmt die gesamte Arbeit, verwindet sie, schafft selbst mit ihrer
Kraft Ausdruck. Katharina Oehlert nutzt das Gewebe und seine Ordnung, setzt sich aber hier genauso auch darüber hinweg, wenn das Material selbst Ausdruck schafft und verzichtet dabei dann auf die Ordnung. „Komm – wenn du liebst“ ist ein sehr luftiges Knäuel aus Drähten. Deren Spannung schafft Abstände, schafft Raum. Das Gespinst deutet vage Konturen an.
Die zerschnittenen Bilder eint mit den unverletzten, die als eigenständige Kunstwerke keiner weiteren Verarbeitung unterzogen werden, dass die Farben keine Malschicht bilden. Mit Tuch und Pinsel werden die Farben dünn aufgetragen, fast aufgerieben. Selbst mehrere Arbeitsgänge führen nicht zu kompakten Oberflächen. Wie Lasuren liegen feine Farbspuren übereinander, vernetzen sich zu Motiven, lassen aber das Trägermaterial sichtbar. Die entstehenden Strukturen wirken nicht fest umrissen, sondern stets labil, spontan, gestisch.
Wie bei Francis Bacon destruktiv Gewalt, Verletzungen, Zerstörungen und Verfall Themen seiner Gemälde sind, rühren Katharina Oehlerts Themen zutiefst menschlich an existenzielle Erfahrungen, aber dabei ist sie voller Neugier, Sensibilität und Respekt vor der Kreatur. Dem Betrachter teilt sich diese Ehrfurcht mit. Andächtig erfährt er die schicksalhaften Häutungen des Menschen.