Mit der Ausstellung „Kunst in der Katastrophe“ stellen das Museum Montanelli Prag und das Zentrum für verfolgte Künste im Kunstmuseum Solingen ihre langjährige Zusammenarbeit vor. Die Werke verschiedener Künstler sensibilisieren für die Situation politisch und kulturell Verfolgter, fordern demokratische Grundwerte ein und rufen zur Toleranz gegenüber Andersdenkenden auf.
Felix Nussbaums Gemälde Die trostlose Straße ist beispielsweise ein metaphorischer Blick aus dem Jahr 1928 auf das, was Europa bevorsteht. Der deutsch-jüdische Maler, der 1944 im KZ Auschwitz ermordet wurde, schuf so einen frühen Fingerzeig auf die Vernichtung der abendländischen Kultur. Die Dichterin Mascha Kaléko blickt in ihren 1945 erschienen „Versen für Zeitgenossen“ zurück auf ihre alte Heimat Berlin und die Zeit des Krieges. Sie spricht ein „Kaddisch für Polen“ und dichtet das „Bittgesuch an eine Bombe“, die NS-Deutschland auslöschen und nichts verschonen möge als die Blumen. Der tschechische Multimediakünstler Daniel Pešta versucht in seinem Werkzyklus „Hell“, das Verschwinden dieser Geschichten aufzuhalten. Er hält dem Betrachter in seinen Videos Scream, 2012 und Narcissus, 2012 einen Spiegel vor und zeigt, wie wichtig es ist, sich nicht hinter einer Maske zu verstecken und im Angesicht der Katastrophe nicht zu schweigen.
Seit 2009 arbeiten das Zentrum für verfolgte Künste im Kunstmuseum Solingen und das Museum Montanelli zusammen, konzipieren gemeinsam Ausstellungen, zeigen wechselseitig ihre Sammlungen und leben eine europäische Partnerschaft.
Das Museum Montanelli (MuMo) in Prag ist eines der wenigen privaten Museen für zeitgenössische Kunst in Tschechien. Initiiert von der Mäzenin und Kunstsammlerin Dadja Altenburg-Kohl, entstand das MuMo 2009 unter der Schirmherrschaft des ehemaligen tschechischen Präsidenten Václav Havel im Stadtzentrum von Prag.
Das Zentrum für verfolgte Künste im Kunstmuseum Solingen wurde im Jahr 2008 mit der Ausstellung „Himmel und Hölle zwischen 1918 und 1989. Die Verbrannten Dichter. Sammlung Jürgen Serke“ ins Leben gerufen. Das Zentrum ist Sammlungs- und Ausstellungsort für die Kunst verfolgter Künstler, aber auch Dokumentations- und Forschungsstelle für die Lebenswege und Leistungen verfolgter Intellektueller im Exil. Die in Europa einzigartige Institution verbindet Literatur mit bildender Kunst und bezieht sich auf die zwei Totalitarismen des vergangenen Jahrhunderts.
„Kunst in der Katastrophe“ ist eine Ausstellung des Museums Montanelli Prag und des Zentrums für verfolgte Künste im Kunstmuseum Solingen mit der Sammlung „Jürgen Serke: Verbrannte und verbannte Dichter“ der Else-Lasker-Schüler-Gesellschaft und der Bürgerstiftung für verfemte Künste mit der Sammlung Gerhard Schneider. Die Ausstellung ist kuratiert von Jürgen Kaumkötter. Besichtigung: Die Ausstellung ist nach den Zutrittsregelungen des Deutschen Bundestages nur nach vorheriger Anmeldung zu besichtigen.